Shift 87 Review: Spiel, Kunst oder „Experience“?
Mit den Jahren hat sich die Art und Weise, wie ich Spiele zocke, verändert. Ein Mann kann nur so viele Bethesda RPGs, MMOs und Live Service Games ertragen in denen er Sammelquests, Battle-Pass Aufgaben und Escort-Missionen erledigen soll. Heutzutage konzentriere ich mich eher auf den Hauptgang und lasse die Beilagen möglichst bis zum Schluss liegen. Zunächst einmal muss mir der Kern des Spiels, die Hauptquests und die Mechaniken, soviel Spaß machen, dass ich gewillt bin weitere Nebenquests zu erledigen und die Welt zu erkunden.
Umso mehr Schätze ich es, wenn Spiele sich von vornherein aufs Wesentliche konzentrieren. Spiele, die direkt zur Sache kommen ohne sich künstlich mit belanglosen Sammelgegenstände in die Länge zu ziehen. Zum Anderen Schätze ich es, wenn Entwickler gänzlich neue Konzepte entwickeln anstatt das nächste Rouge-Like Metroidvania Indie Game zu entwickeln.
Shift 87 vom Deutschen Studio Pixelsplit tut genau dies. Das Spiel ist laut Entwicklern ca. zweieinhalb Stunden lang, sofern man es mehrfach spielt um alle Anomalien zu finden. In der Praxis, reichen bereits etwa 30-45 Minuten um das Spiel einmal zu durchlaufen und die Essenz der Idee zu erleben. Alles weitere ist nur eine Wiederholung von ähnlichen Konzepten ohne viel Mehrwert.
Doch kommen wir zunächst zum besagten Konzept: Ihr seid ein Mitarbeiter der „NORN Corporation“ und müsst in einer Simulation immer wieder die gleichen drei Level durchlaufen und dabei Unterschiede identifizieren und diese melden. Eure Beobachtungen leisten damit einen wichtigen Beitrag, um nicht näher erklärte, mysteriöse Ereignisse zu untersuchen. „Level“ ist in diesem Sinne ein eher großzügiges Wort. Euch erwarten Abschnitte, die man innerhalb von wenigen Sekunden durchlaufen kann. Dennoch fällt es mir bei den ersten Durchgängen schwer, zu 100% sicher sagen zu können, ob sich in diesen winzigen Abschnitten etwas verändert hat. Das Konzept funktioniert also.
Die Anomalien die euch erwarten haben es teils in sich. Etwa die Hälfte davon sind eher subtil. Oft ist es die Farbe, die Anzahl oder Position eines Objekts, die sich verändert. Die restlichen Anomalien sind kaum zu übersehen und oft Jump-Scares oder gruselige Elemente die euren Puls in die Höhe treiben sollen. Obwohl Shift 87 ein reines Erkundungsspiel ist, bei dem ihr weder kämpfen noch sterben könnt, hat das Spiel bei mir sein Ziel erreicht. Ich habe mich immer wieder erschrocken oder saß angespannt vor meinem Bildschirm. Und genau darauf kommt es an.
Egal wie kurz oder lang ein Spiel ist, es soll nicht langweilen. Für mich war Shift 87 eine Experience bei der ich am Ende noch gewillt war drei weitere Durchgänge anzuhängen nur um alle 66 Anomalien zu finden um ein besonderes Ende freizuspielen. Nach knapp zwei Stunden war damit mein neuer Nebenjob bei der NORN Corporation auch schon beendet.
Fazit
Shift 87 ist OK für das was es ist. Es könnte noch deutlich mehr Feinschliff vertragen, etwas mehr erklären und die Umgebungen noch deutlich interessanter gestalten. Somit bleibt es nur ein netter kleiner Nervenkitzel – Aber immerhin ein Nervenkitzel.
6/10